Wie gesagt, das Wochenende fing im Busbahnhof eigentlich schon an. Auf der Busfahrt wurde ich dann auf halber Strecke von einer Chinesen, die eine Reihe vor mir saß angesprochen. Sie wollte wissen wo ich hin möchte und ob sie mir helfen kann. (Es hat sicher übrigens wieder mehrfach bestätigt, dass Chinesen entweder extrem hilfsbereit sind oder einfach gar nicht. Das gesunde Mittelmaß fehlt irgendwie) Sie hieß Zi Jun, konnte ein wenig Englisch (auch wenn es teilweise doch recht schwer war die zu verstehen), ist 21 und studiert Tourismus in Dandong. Sie hat mich dann zu sich nach Hause eingeladen und wollte mein Tour-Guide für das Bingyu-Tal sein. Ich hätte auch bei ihr wohnen dürfen (ihre Mutter hätte sich sehr gefreut), aber als ich dann erzählt habe, dass ich noch 8 Freunde im Schlepptau habe, haben wir uns dann doch lieber für ein Hostel geschieden;-) Sie hat uns dann geholfen eins zu finden und auch eine Freundin angerufen, die etwas besser Englisch konnte. Sie waren beide ganz aufgeregt, dass wir da waren und haben sich riesig gefreut. Wir wollten ihr eigentlich Geld geben, dafür dass sie uns hilft und mit uns in das Tal fährt (als Tour-Guide), aber sie wollte lieber, dass wir Freunde werden und wir mit ihr Englisch üben;-) Also umso besser für uns. Haben dann für ca. 8 Euro pro Person ein super schönes Zimmer bekommen und sind danach mit den beiden essen gegangen. Dort hat sie dann auch erzählt, dass sie Thorsten schon im Busbahnhof gesehen hat und gefragt ob er sie auch gesehen hat. Hat er natürlich nicht. Aber war echt süß^^ Von daher haben wir es vermutlich ihm zu verdanken, dass die mich im Bus angesprochen hat. Zum Essen durften wir sie dann auch endlich mal einladen.
Nach dem Essen hat Zi Jun uns zu sich nach Hause eingeladen. Sind dann mit dem Bus hingefahren. Ein paar Minuten Fußweg entlang eines unbeleuchteten Feldweges war dann das kleine Haus ihrer Familie. Die Mutter, Schwester und die halbe Nachbarschaft war schon da um uns zu sehen;-) Wie sie bei der Ein-Kind-Politik eine Schwester haben kann und ob sie zu den „Schwarzen Kindern“ ohne Nationalität gehört wollten wir bisher lieber noch nicht fragen. Das Haus war zwar eigentlich recht groß für chinesische Verhältnisse, allerdings sehr spärlich eingerichtet. In einem Durchgangszimmer stand einfach nur ein Schrank, wenn auch ein großer. Ihr Bett war SEHR hart. Saskia hatte in ihrem Zimmer am Anfang auch so eins. Anscheinend ist es nur eine dünne Bambusmatte. Da kann man eigentlich auch gleich auf dem Boden schlafen.
Ihre Mutter hat dann extra Krebse für uns gekocht. Mein wahrgewordener Alptraum. Wollte natürlich nicht sagen, dass ich die nicht essen will. War damit allerdings auch nicht alleine. Saskia hat am Ende glaub ich 90% der Krebse, die „wir“ gegessen haben gegessen. Ich hatte dann irgendwann ein Bein in der Hand und wusste auch nicht so recht was man davon jetzt genau essen kann. Hab dann eine ganz kleine Ecke abgebissen. Hat eigentlich echt ganz ok geschmeckt. Das Problem war das Bein bzw. die Schere die noch dran hing. Das geht einfach gar nicht. Auch die Dinger überhaupt anzufassen und dann auseinander zu brechen war schon nichts für mich. Zum Glück gab es auch noch frische Erdnüsse aus dem Garten! Hab noch nie frische Erdnüsse gegessen. Ist so ähnlich wie bei frischen Walnüssen im Vergleich zu den älteren, getrockneten. Da heute (Montag) hier ein Feiertag (Mid-Autumn Day) ist, gab es dann auch noch chinesischen Mondkuchen. Auch nicht unbedingt mein Fall, aber essbar;-) Auf jeden Fall alles in allem ein weiterer Fall von Kulturschock (vermutlich auf beiden Seiten;-)) Haben uns, als wir da vor einem riesigen Topf voller Krebse in einem fremden Haus saßen, auch mehr als einmal gefragt, wie wir da hingekommen sind;-) ;-) Danach wollten wir eigentlich noch zusammen ans Meer gehen, aber es war schon zu dunkel. Zi Jun hat uns dann auch noch Taxis organisiert, die uns nach Hause gefahren haben. Einer kam im Schlafanzug;-)
Heute Morgen hat Zi Jun uns sehr nett per Sms daran erinnert zu frühstücken, da es im Hotel umsonst war. Es gab Bohnen, Nudeln, Gurkensalat, Teigrollen mit Bohnenpaste…lauter leckere Sachen^^ Hab aber auch ein hart gekochtes Ei und eine frittierte Teigstange gefunden. Ein paar Männer wollten beim Frühstück Fotos mit uns machen (haben wir dann auch brav gemacht). Angeblich war es der Besitzer vom Hotel (später hat sich rausgestellt, dass er es nicht war, aber dazu später mehr) und er wollte uns dann zum Abendessen einladen. Hat zeitlich alles nicht so gepasst, da wir ja auch wieder nach Dalian mussten, aber wir wollten es uns überlegen. (Nein sagen wird hier ja nicht gern gehört) Hatte nach dem Frühstück immer noch Hunger, aber um 8Uhr Stand dann auch schon unser kleiner Bus für die Fahrt ins Bingyu-Tal vor der Tür. Zi Juns Freundin (deren Namen ich leider nicht kann) war auch wieder dabei. Und noch ein Freund, der aber kein Englisch konnte und auch sonst glaube ich eher schüchtern war.
Das Tal war wirklich sehr schön, auch wenn 120 Yuan Eintritt schon sehr viel waren dafür. Sind mit einem Boot gefahren und konnten dann ein wenig dort rumlaufen. Es gibt eine Menge Attraktionen, um den Touristen noch etwas mehr Geld aus der Tasche zu ziehen. Thorsten, Fabian, Steff und ich haben uns direkt mal Sonnenhüte gekauft;-) Die Jungs waren später auch noch Bogenschießen. Der Hunger hat uns dann gezwungen für 8 Yuan den schlechtesten Maiskolben aller Zeiten zu kaufen und zur Hälfte zu essen.
Das Hunger-Problem war damit immer noch nicht gelöst. Gegen Mittag hatten wir dann genug gesehen bzw der Hunger war stärker;-) Die Einladung zum Abendessen stand immer noch, wobei wir lieber Mittagessen gehabt hätten. Haben dann 15h ausgemacht und sind trotzdem um 12h schon mal was essen gegangen. In einem kleinen Kaff sind wir in ein Restaurant, das sonst vollkommen leer war und haben dort gegessen. Diesmal wirklich typisch chinesisch und leider auch ziemlich dreckig. Der runde Tisch war für 11 Personen etwas klein. Kein Problem, da wird einfach eine größere Platte draufgelegt. Wo genau der Restaurantbesitzer die her hatte will ich gar nicht wissen. Auf jeden Fall sind lauter kleine Tierchen drauf rumgekrabbelt. Die Plastikplane, die noch drüber gelegt wurde hat die Sache nicht besser gemacht. Da wo Steff und ich saßen war sie schon leicht geschimmelt. Super. Also bloß nichts auf den Tisch fallen lassen.
Es gab dann Gurkensalat, Mais, Kartoffeln mit Bohnen, Knorpel-Huhn und kleine frittierte Fische. Ich hab zwar einen gegessen und er war auch wirklich gut, aber auch hier hab ich mal wieder das Problem, dass ich es nicht mag, wenn mein Essen mich noch anguckt. Daher ist es bei dem einen Fisch geblieben. Nach dem Essen ging es wieder los (quasi gleich zum nächsten Essen, waren ja für 15h verabredet). Haben im Hotel gewartet, aber der gute Herr kam und kam nicht. Wir wollten auch alle viel lieber nach Hause anstatt schon wieder zu essen, vor allem da wir ihn ja auch alle nicht kannten und auch Zi Jun ihn nicht kannte und uns im Hotel gesagt wurde, dass es nicht der Besitzer ist. Aber wir wollten auch niemanden beleidigen. Haben uns dann immer wieder vertrösten lassen. Am Ende waren wir auch der Meinung, dass die beiden Mädels von an Anfang an wussten, dass er erst um 16h kommt, aber noch nicht wollten, dass wir gehen;-) Leider ist dann alles ziemlich schief gelaufen. Der Typ kam zwar um 16h mit ein paar anderen und wir haben dann beschlossen einfach was trinken zu gehen, aber auf der Fahrt hat der eine Mann, der dann dabei war wohl sehr merkwürdige Fragen an unsere Chinesin gestellt und dann kam es ihr auch so langsam, dass sie echt Mist gebaut hat. Der Laden, wo wir hin wollten hatte dann wegen dem Feiertag zum Glück zu und wir haben die Gelegenheit genutzt unsere Chinesinnen einzupacken und uns dann doch aus dem Staub zu machen. Anscheinend ist es kein gutes Zeichen, wenn die Männer ihre Familien bei einem solchen Essen nicht mitbringen. Die war nicht dabei bzw musste im Auto bleiben. Also nichts für uns. Wären wir besser mal gleich gegangen. Aber so haben wir auch wieder ein Stück China kennen gelernt und es ist ja auch nichts passiert. Zi Jun und ihre Freundin waren aber echt in Ordnung und wir haben sie jetzt mal zu uns nach Dalian eingeladen. Die Freundin studiert auch hier, also mal schauen, ob wir das hinbekommen. Sie hat dann auch noch organisiert, dass der kleine Bus uns noch bis nach Dalian fährt. Die Rückfahrt ging somit sehr viel schneller und ein Wochenende mit lauter kleinen und großen Erlebnissen ging zu Ende. Bin schon gespannt darauf, was wir hier sonst noch so erleben;-)
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